Von irgendwo in Deutschland nach Mandello del Lario. Wer von uns Guzzi Treibern hat das noch nicht gemacht…? Wer die Herausforderung sucht, tut es nicht mit Nuovo oder gar einem V-Motor ausgerüstetem Tonti Rahmen, sondern nimmt den kleinsten Spross der Guzzi Familie der 50iger Jahre, die Motoleggera.

Besser bekannt als Guzzino, das ist italienische Verniedlichungsform. 65ccm und 2 Cavalli schieben bei den Tipo A und B Modellen das 56 kg schwere Gerät nach vorne. Damit kann man flott den Weg zur Arbeit oder in den Urlaub bestreiten, wenn denn der Fahrer mit altem italienischem Gardemaß um die 70 kg wiegt.

Das war uns, den 5 Mitstreitern der Guzzino-Herdorf-Mandello Tour zwar allen in die Wiege gelegt aber später leider nicht auf die Waage. Die nicht unerhebliche Masse verteilte sich wie folgt: Volker König, Markus Dütsch, Migo Meyer, Burkhard Schlosser und meine Wenigkeit.

Volker hat zudem seine Guzzino so bepackt als „wolle er damit bis nach Tokio“ (Zitat Gechi, dessen Traum es ist auf Guzzi Tokio zu erreichen). Unser aller König kam schon auf den dünnen Guzzino Achsen weitgereist aus Risa, also Sachsen. Der Start der Guzzino Reisegruppe war dann das verschlafene aber ab jetzt berühmte Herdorf im Westerwald. Doch der Erste fiel schon vor dem Start aus . Markus brach sich Fuß und Knöchel. 5 kleine Guzzinolein, einer fiel in die Pallette und ne Tür, da waren nur noch vier.
Peccatto! Sehr schade! Morgens nach dem Start aus Burkhards berühmten Herdorf folgt die Erkenntnis: Deutschland ist nicht Industrieland sondern Bergland! Das sagt dir jedenfalls die Guzzino, könnte sie denn sprechen statt nur mit heiseren deng-deng-deng zu schnattern. Einer gefiel das bergsteigen so gar nicht und meldete ihren Protest mit einem abrupten Ding!!! statt weiteren Deng-Deng an.

Das wiederholte sich 3 bis 4 mal bis die aufmüpfige Migo-Guzzino zur Strafe in den Bus wanderte und der Ersatz Galletto von Tine unter den frustrierten Hintern von Guzzino Treiber Migo. Auch das Wechseln des Zylinders und Kolben am späten Abend in Sindelfingen brachte Migo am 2. Etappentag keine 10 km weit. Abrupte Dienstverweigerung weckte Erinnerung an Fellinis „Das Große Fressen“.

Das Kettenblatt hatte ebenfalls die Schnauze voll von diesen brutalen Fressattacken und knackte seine drei M7 Befestigungen, so dass statt Traktion Stagnation im Stehbetrieb folgte. Die daraus resultierende Resignation ließ nun endgültig die angefressene Motoleggera im Transporter verschwinden. Dafür atmete der pummelige Galletto mit den drei schlanken Guzzinis am dritten Tage die dünne Bergluft des 2300 Meter hohen Julier. Ja wir sind da tatsächlich ohne befürchtete Schieberei hoch gekommen! Der quasi einbeinige Markus überraschte uns auf der Passhöhe oben mit seiner Vespa mit kaltem Bier.

Auch ne tolle Leistung! Danke auch an Beni Schneider, unser eidgenössisches Club Mitglied. Er ersparte uns lästige Straßensuche und führte uns mit Spass von Bad Ragaz bis auf den Julier Pass.

Die Abfahrt nach Mandello über den Maloja und den ersten Falcone Bitter in Chiavenna schafften wir mit links auf den Resten unserer gemeinsam übrig gebliebenen Arschbacke.

Eine große Story gibt’s dann vielleicht im Winter mal wenn alles verheilt ist.
Nur noch zu erwähnen, dass unser König die Rücktour mit Gepäck und Zelt in 4 Tagen weg schnurrte und nur eine abvibrierte zwei Zentimeter kleine Auspuffhalterung die 2500 km nach Hause für kurze Zeit unterbrach.
Tolle Leistung! Tanto di capello!
Euer Mattheo