Moto Guzzi Falcone „Tourismo“

An die Falcone kam ich ganz zufällig. Ein Freund erzählte mir von jemandem, der eine Falcone gegen eine Nuovo Falcone „civile“ tauschen würde. Über einen italienischen Freund fand ich dann ein passendes Tauschobjekt in Livorno und so fand der Deal im April ’92 statt.

Wie immer, checke ich all meine Neuzugänge vor der ersten Probefahrt, gründlich durch. Alle Öle, Fette neu, Ventile, Zündung und Vergaser überprüfen und dann starten. Hierbei war ich erstaunt über den elastischen und weichen Motorlauf im Gegensatz zu meiner „Sport“ (siehe Kalender 3/21), die ich ausschließlich als Sonntagsmotorrad fahre. Die „Tourismo“, wie der Name schon sagt sollte auf Reisen gehen.

In Schweden, ich hatte hier geschäftlich zu tun, eine restaurierte Nuovo mußte nach Flensburg ausgeliefert werden und der Präsi vom Guzzi Club in Schweden hatte mehrere große Emailschilder bei bestellt. Warum also nicht das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden und so packte ich die Falcone mit auf den Hänger. Hier habe ich auch die kleine Ledertasche gefunden, die vorher beim Schwedischen Heer als Werkzeugtasche diente und genau auf den Gepäckträger passte.

Viele schöne Touren in die Dolomiten und in die Bergamasker Alpen und natürlich war die Guzzi auch schon öfters in Mandello. An eine besondere Tour erinnere ich mich gerne zurück.

Mit Christian ( mittlerweile auch im Club ) und seiner Nuovo sind wir mit Ziel –Montecassino – im Juni ’97 gestartet. Bis Empoli, mit dem Bus, den wir bei einem Freund stehen lassen konnten. Ab da ging es über Florenz in die Hügel des Chianti. Die Streckenführung haben wir den Motorrädern überlassen. Nur kleine kurvige Straßen –Wunderbar- mit dem Ziel -Abbazia La Verna-. Hier soll der Hl. Franz von Assisi seine Wundmale empfangen haben.

Weiter bis zu dem kleinen Ort Caprese Michelangelo. Hier seht das Geburtshaus von Michelangelo und es gibt dort ein kleines Museum wo man frühe Exponate bewundern kann. Auf Empfehlung von Einheimischen übernachteten wir hier in einem abgelegenen Hotel (In der Gegend ist alles Abgelegen) aber wenn ich an das Abendessen denke, dann läuft mir jetzt noch das „Wasser im Mund zusammen. Am nächsten Morgen geht es weiter über kleine Passtraßen in Richtung Urbino. Wie die meisten Italienischen Städte hat auch Urbino (Weltkulturerbe) eine wunderschöne Altstadt, die wir erkundet haben. Als wir jedoch weiterfahren wollten, war die Straße am Ortsausgang von Carabinieri gesperrt. Kurze Zeit später wußten wir warum. Der Giro dÌtalia rauschte im Pulk direkt an uns vorbei und als die Carabinieri die Strecke wieder freimachten, begleiteten wir, auch sehr zur Begeisterung der Zuschauer, die Fahrer eine Zeitlang. Zwei alte Guzzis begleiten ein Radrennen. Ich hatte meine alte Lederkluft mit Carabinieri Schnürstiefeln und Halbschale an. Sehr authentisch. Eine kurze Einblendung war im italienischen Fernsehen zu sehen, wie uns unser Freund Alberto später erzählte. Heutiges Ziel war Assisi was wir am späten Nachmittag erreichten. Am nächsten Morgen besichtigten wir die Basilika und waren überwältigt. Der Zeitpunkt war gut gewählt denn als wir rausgingen kamen die großen Busse voll mit Touristen.

Nur 3 Monate später war dieses große Erdbeben was auch in der Basilika viel zerstört hat. Auf der weiteren Strecke gab es viele Sehenswürdigkeiten wie z.B. das Aquädukt bei Spoleto, das Amphitheater in Sutri usw. und natürlich wunderschöne kleine Straßen. Die Guzzi ́s liefen in ihrem Wohlfühltempo. Es war purer Fahrgenuss.

In Cassino war die Hotelsuche nicht so einfach. Der ganzen Stadt fehlte es an dem typischen italienischen Charme. Da hat die Wehrmacht 1944 ganze Arbeit geleistet. In der Schlacht um Montecassino ist mein Großvater damals schwer verletzt worden. Ich wollte mit dieser Reise mir den Ort anschauen wo das damals alles passiert ist. Mein Großvater hat nie viel darüber gesprochen und hat es hingenommen mit dem Handicap zu leben. Am nächsten Morgen sind wir zum Benediktinerkloster hinaufgefahren. In dem Museum ist die ganze Geschichte dokumentiert. Sehr beeindruckt ob des Wahnsinns fuhren wir weiter Richtung Küste. Vorbei an Roms Ferienstrand (Ostia), ziemlich langweilige Strecke, zieht es uns weiter Richtung Lago Bracciano. Hier, direkt am See gelegen kann man das italienische Luftfahrtmuseum besichtigen. Doch wir wollten weiter. Tagesziel ein kleines Weingut in Montalcino, um vor Ort den berühmten Brunello zu probieren. Zuviel Wein läßt einen zwar gut ein- aber mich nicht durchschlafen. Ich nutzte die frühe Stunde um ein paar schöne Aufnahmen zu machen.

Zurück nach Empoli, wo wir noch ein paar schöne Tage verbrachten. Mit unseren Freunden vom Moto Club Empoli sind wir noch zu vielen kleinen feinen Plätzen und Treffen unterwegs gewesen. Insgesamt waren es schöne zwei Wochen bei bestem Wetter, ca. 2500 km auf sehr zuverlässigen Guzzis.

Falcone fahren vermittelt Ruhe und Gelassenheit. Man sieht Dinge an denen man sonst viel zu schnell vorbei fährt.

Technik: Bei 80.000 km Motor geöffnet und neue Lager verbaut. Zylinderkopf überarbeitet, Neue Ventile (Porsche) und Führungen Kurbelwelle auf 1. Untermaß geschliffen und neue Pleuellager eingebaut. Kolben und Getriebe waren in Ordnung!

Weitere Infos zur Falcone:

Ölverbrauch nicht meßbar
Benzinverbrauch zwischen 3,0 und 3,5 ltr/100km.

Peter Mayer