Rupert Hollaus Gedächtnisrennen 2023

vom 26.08.2023 bis zum 27.08.2023 auf dem Red Bull Ring in der Steiermark.
von Wimar Breuer

Wie das im Leben einer Familie so ist, ändern sich mit dem Erwachsenwerden der Kinder auch die Interessen und Aktivitäten der Eltern. Da die beiden Jungs, Carlo und Felix bereits als Kleinkinder auf meinen Mopeds mitgefahren sind, Motorräder ein Teil ihrer Kindheit geworden sind, wuchs bei beiden das Interesse an Fahrzeugen mit zwei Rädern, die nicht mit Pedalen betrieben werden, massiv an. Besonders Carlos Mitgliedschaft im Falcone Club und die in den letzten zwei Jahren gemachten neuen Lebenserfahrungen rund um alles fahrbare aus der wunderschönen Fabrik in Mandello del Lario, führte zu einer leichten Verschiebung unserer Freizeitaktivitäten. Vom Kölner Kurs mit Carlo, ging‘s diesmal zu dritt auch mit Felix nach Dijon zum Wohl größten Treffen alter Mopeds in Europa. Ein absoluter Hammer. Dann sollte im August des Jahres eine weitere Delikatesse folgen. Wir drei waren fest entschlossen, uns bei einem verlängerten Wochenende das Rupert Hollaus Gedächtnisrennen 2023 zu gönnen.

Was für ein guter Entschluss. Am Samstagmorgen ab zum Red Bull Ring. Wir konnten direkt an der Rennstrecke auf dem ersten Parkplatz parken, Karte für Samstag und Sonntag gekauft und ab zu den Boxen. Und dann gings total ab. In Box zwei waren Pino, Antonio und sein Sohn Andrea, Paolo und Flavio. Sie schraubten an ihren Karren, bereiteten sich auf verschiedene Läufe vor und ließen alles fallen, um uns erst mal zu begrüßen. Wunderbares Wiedersehen mit Freunden aus Mandello del Lario, mit denen wir schon in Dijon manch schöne Stunde verbracht hatten. Aber das war nicht alles in der zweiten Box. Diese wurde geteilt mit den absoluten Delikatessen des Motorrad Grand Prix Sports, die den Namen MV Augusta tragen.

Alle 6, 7 Maschinen in einem Zustand vom allerfeinsten. Zweizylinder, Dreizylinder, Vierzylinder und als Krönung obendrauf eine Sechszylinder MV Agusta, die von Vizeweltmeister Bonera das Wochenende über gefahren wurde. Daneben die Mannschaft von Ioannoni Ducati Rennsport aus Ingolstadt. Auch die Ducatis aus allen Epochen, alle wie aus dem Ei gepellt. Ein wohl ziemlich reicher Besitzer, der auf seine ganzen MV`s und Ducatis die jungen Mitarbeiter der Firma Ioannoni auf den feinsten Rennmaschinen der Vergangenheit fahren ließ. Was für eine Mischung. Und wir drei Chaoten aus Kölle mitten in der Box. Was sich uns an diesem Wochenende bot, war schlicht und einfach überwältigend. Irgendwann erzählte mir Pino, dass fast alle Vergaser der MV´s durch seine Hände mit gestaltet worden sind. Das was in dieser Box zu erleben war, charakterisiert im Grunde genommen die hohe Qualität des menschlichen Miteinanders der Vertreter dieser drei Marken, die alle aus, oh große Freude, „Bella Italia“ stammen. Wie sich der alte Herr Mario Ioannoni und der Vizeweltmeister Jean Franco Bonera mit Pino und Antonio über die Maschinen austauschten, war allergrößte Kultur. Vorne in der Box hatte noch ein gewisser Carlos Lavado, Doppelweltmeister auf Zweitakt Yamaha sein Plätzchen gefunden und war voll mitten im Getümmel. Was hier in der Box an Freude, Leidenschaft, Faszination und Spaß am Motorradclassicsport zu erleben war, war allererste Sahne.

Nun ist das bei uns dreien so, dass wir unsere Nasen gerne auch in viele andere Boxen bewegten, was zu einer massiven Überreizung der Sinne des Hirns führte. Abgesehen von der heftigen Belastung unserer Gehörnerven, waren die Festplatten gerade noch in der Lage, Laverdas, Rennmaschinen der Marke Honda, die waren noch lauter wie die MV´s, die von mir so geschätzten Engländer der Marke Norton, BMW´s, eine mit Kompressormotor, Gespanne, Massen von Ducatis und japanischen Motorrädern zu bestaunen, dass einen selbst der Rennbazillus befallen könnte. Die Veranstaltung mit der Anzahl der Motorräder ist bei weitem nicht so groß wie das, was wir schon in Dijon erlebt hatten. Die Zusammenstellung der Maschinen, der Rennfahrer, der Kontakt in der schon beschriebenen Box, hatten schon eine ganz besondere Qualität.

Und dann, warmlaufen von „Ottocilindri und Bicilindrica“ aus dem Hause von Antonio zu erleben, zu sehen wie die Massen von Ducati und MV Leuten in der Box und aus den umliegenden Boxen zu den alten Maschinen kamen, um deren Faszination zu genießen, ein absoluter Genuss. Und das Klima in der Steiermark passte zu den alten Guzzis äußerst gut. Bis auf einen vollständig aufgelösten Kolben einer „Condor“ von unserem italienischen Freund Flavio liefen die ungefähr 70 Jahre alten Maschinen vom allerfeinsten und drehten ihre Runden auf der Rennstrecke bei der Parade der Weltmeister. Leider mussten wir uns am Sonntagmittag wieder auf den Heimweg machen, was bei den ganzen gewonnenen Eindrücken nicht so passend war. Die Eindrücke dieses Wochenendes, sowohl die traumhaften Bilder der steiermärkischen Alpen und der in ihr eingebetteten Bilder der Rennstrecke werden dazu führen, dass wir bei dieser Veranstaltung bestimmt noch einmal dabei sein werden.