Der Motor der Falcone dreht wie ein Uhrwerk, nachdem Migo und Wolfgang sie getuned haben.
Gottseidank , denn gerade jetzt auf der Rennstrecke würde ich ungern stehen bleiben. Neben mir auf der Lodola fährt der Michael Brückner mit seinem an Japan erinnernden Banzai Helm.

Etwas weiter vor uns der Migo auf seiner Albatros Replika. Irgendwo kurz hinter uns Volker auf der Airone. Ich sehe im Rückspiegel einen Blitz auf uns zu kommen. Monsignore Giacomo Agostini fliegt an uns vorbei. Mann ist der schnell mit seinen 82 Lenzen. Dicht gefolgt von Carlo Breuer der ihm keinen Meter schenkt.
Ich erwache. Der schöne Traum ist vorbei. Es ist vier Uhr nachts und ein Druck in der Blasengegend lässt mich aus dem Zelt steigen. Kühl ist es und feucht. Wir sind in Dijon auf dem Circuit Dijon-Prenois für die Coupe Moto Légende 2025. Camping und ich, schwieriges Thema. Aber das hatten wir bereits. Außerdem soll es in diesem Bericht nicht um mich gehen sondern um eine legendäre Veranstaltung die jedes Jahr zigtausende Zuschauer nach Dijon lockt. Ich bin in diesem Fall nur das Trosttier und die freiwillige Kaffeemann, denn Nichtstun geht bei mir nicht. Ich bin froh das Migo den Umweg über Luxemburg gemacht hat um mich in seinem “Feuerroten Spielmobil” mitzunehmen.
Donnerstag Abend Ankunft vor den Toren des Circuit der erst Freitags öffnet. Unglaublich viele Wohnmobile sind schon da. Ein belgisches Gespann Team ist auch gerade angekommen und der Fahrer meinte er wäre 12 Stunden unterwegs gewesen, “weil es so viele Kneipen unterwegs gab”. Sein wackeliger Gang bestätigt die Annahme dass er gut getankt hat. Er schenkt uns Chimay Bier und wir ihm einen Falcone Club Anstecker. Friends vor life.
Freitags fahren wir zu unserem Platz. “Ah le Falcon Clubeu! Bienvenue” Wir scheinen bekannt zu sein.

Auf dem Platz wird dann generalstabsmäßig aufgebaut. Sehr schön. Deutsches Ingenieurwesen hat mir immer schon imponiert. Die bereits legendäre Motorblock Zapfanlage erhält Ihren Platz auf dem Tisch hinter dem Pavillon von wo aus sie fortan regieren wird. Ich glaube die wurde mindestens 50 mal fotografiert von daher: Bitte graviert unser Logo dort hinein!

Mit dabei sind Peter Mayer, Torsten Schneider, Michael Brückner, Migo Meyer, Carlo Breuer sowie sein Vater Wimar. Volker und Jean-Claude besuchen uns auch, sind aber wo anders angesiedelt. Un ich sacht de Jeck.
Die Veranstaltung ist vorbildlich organisiert. Die sanitären Einrichtungen sind sehr sauber. Die Dusche heiß und so lange man will. Müll wird regelmäßig abgeholt. Die Lautsprecheranlage funktioniert nach anfänglichem Übersteuern auch gut.
Freitags sind keine Rennen aber die Maschinen werden abgenommen (kurzer flüchtiger Blick nur) sowie die ganzen Klamotten. (da sind sie sehr streng dieses Jahr). Carlo der in der Klasse C fährt braucht einen Upgrade.

Gegen Abend stoßen die “Eifeler Bui Hänsjer” zu uns und bauen neben dran auf. Ein sympathischer Motorradclub den Michael und Thorsten gut kennen.
Überall alte Mopeds aus allen Herren Länder. Marken die ich noch nie gesehen habe. Reizüberflutung pur nennt man das. Der Zündapp Stand unweit von uns gefällt mir gut denn diese „Art Deco“ Bikes habe ich vorher noch nie gesehen. Die BMW K1 neben uns finde ich einfach nur hässlich.
Samstags Morgens gehts dann los zum ersten Lauf der E-Klasse ; Motorräder 125 bis 350 cm3 1946 bis 1968 wo sich Migo,Michael, Volker sowie einige FreundInnen des Clubs wiederfinden.

Bewertet wird nicht. Jeder gewinnt. Das ist ja Kommunismus pur findet der Steinbock in mir. Die Strecke hat 3.8km, 12 Kurven und eine lange Zielgerade von 1.2km. Das Grinsen der Kollegen nach dem Lauf lässt erahnen dass die Strecke schön ist. Und die Bikes haben gehalten. Viel Sicherheitspersonal ist vorhanden und so passiert es auch schon mal dass Rennen per Red Flag abgebrochen werden. Laut isses und ich bin froh meine Ohrenschützer dabei zu haben. Vor allem die Bikes der Klassen A und B lassen die Trommelfelle gefährlich stark vibrieren, und ich habe das Gefühl dass manche Teams sich einfach nur bemerkbar machen wollen. Aber man will es ja so, und was dem Einen das Adagio von Albinoni in der Philharmonie ist, ist dem Anderen halt das Röhren eines Rennmotors auf der Piste. Vous avez le choix … sie haben die Wahl!
Carlo startet in der Klasse C Moto Endurance von mehr als 250 cm3 – 1969 bis 1982 mit seiner Le Mans II die er auf Rennguzzi im V8 Stil aufgebaut hat. Sehr schön. Schützenhilfe bekommt er von unseren italienischen Freunden des Frigerio Classic Teams.

Andrea und Antonio geben ihm einen Platz in der Box 30 von wo aus er starten wird. Eine sehr schöne Kombi mit allen Sicherheitsmerkmalen leihen sie ihm auch. Wie wundervoll doch diese Komplizenschaft ist.

Bei der Gelegenheit darf ich die Otto Cilindri sowie die Bicilindrica aus äußerster Nähe betrachten. Legendär sehen die Bikes schon aus, auch im Rennen!
Michael Brückner startet im Gespannrennen mit seinem Freund
Peter Hoff als Sozius. Durch seinen Helm leicht zu erkennen. Man merkt ihm an dass Gespann fahren nicht die leichteste Sache ist,und so haben sie glaube ich auch nicht all zu viele überholt. Bei den Gespannen gibt es jedoch auch sehr große Unterschiede und eins der schnelleren ist ein grünes Guzzi Gespann. Erstaunlich schnell im Vergleich zu den Zweirädern wie ich finde.
Ein weiteres Rennen der E-Klasse gibt es Abends noch und auch das bestreiten unsere drei Herren der Tankstelle. Volker hat etwas starken Ölverlust und belässt es dann dabei.

Samstag Abends tun wir uns das Konzert der Flying Gaskets an, denn viel Auswahl gibt es ja nicht.
Guter Sänger, mieser Sound und mittelmäßige Gitarristen. Ich muss es ja wissen. Also zurück zum Basecamp wo dann noch einige alkoholische Frischgetränke vernichtet werden müssen. Die Eifeler Jungs sind schon bei guter Laune.
Carlo ist Sonntags früh Morgens mit Rennen zwei dran. Sein Fahrstil gefällt mir und er ist sicher nicht der Langsamste. Er bestätigt, dass ihm das unglaublich viel Spaß macht.
Michael versucht es noch einmal im Gespann aber irgendwo auf der langen Geraden glaube ich blockiert der Motor und die Maschine bremst dramatisch um kurze Zeit später wieder los zu lassen und weiter zu laufen. Michael tut das einzige richtige und beendet den Lauf. Better safe than sorry. Ich bin überhaupt froh dass wir keine „Têtes brulés“ bei unseren Piloten haben. Ihr dürft das gerne nachschlagen aber es bedeutet so viel wie Hitzkopf oder etwas derber „Vakuumverpackter Hirnloser“. Unsere Mannen fahren vernünftig; Mensch, Maschine, und Bitumen im Einklang. Zen Meditation für Guzzisti.
Migo und ich stauben uns noch ein Autogramm von Altmeister Ago ab. Der sieht tasächlich gut aus mit 82.

Also fahrt Motorrad wenn Ihr im Alter gut aussehen wollt! (Und wers nicht glaubt fragt den Herrn Kamradt. ) Die MV Augusta Ehrenrunden die er anführt werden mit frenetischem Applaus gewürdigt. Ich besuche noch den Platz der Händler. Nicht riesig und im Angebot das Übliche. Ein Deutscher Händler der ungewollt meinen Rucksack und Ipad über Nacht bewacht hat schenkt mir einen Guzzi Gummi Aufkleber. Ich ihm ein Croissant. Aber eine Merguez die nirgends so gut sein kann wie in Frankreich kann ich leider nicht finden.
Danach bauen wir den Stand ab und auch das verläuft äußerst harmonisch und zielgerichtet und verlassen Dijon wieder. Michael und Carlo haben noch ein Rennen vor sich. Migo hat mir zu Liebe beschlossen früher heim zu fahren. Ganz große und tolle Veranstaltung und sicherlich wieder einen Besuch wert. Vielleicht mit mir als Pilot?
Mann darf ja träumen …
Bericht: Georges Majerus
Bilder: Georges Majerus, Michael Brückner, Torsten Schneider