Club-Urlaub nennt man ein Urlaubsprogramm an den zauberhaften Orten dieser Welt, wo neben der Unterkunft auch der Einblick in die Landschaft, kulturelle und kulinarische Attraktionen und ein animiertes Unterhaltungsprogramm geboten wird. Gibt es das auch für uns Falconisti? Naturalmente!
Nach dem Auftakt mit den „Prüf- und Einstellfahrten“ an die Ardèche im Jahr 2019 und der Ausfahrt 2023 ins bayerische Voralpenland, lautete nun das Ziel wieder „Ardèche“. Volker und Hubert hatten alle Mitglieder des Falcone-Clubs und deren Partner eingeladen.
Die Quartierfrage war vorzüglich gelöst mit dem Campingplatz La Grand Terre, direkt an der Ardèche gelegen in einem Bogen des Flusses. Auf dem Platz konnten die Wohnmobilisten und Zeltler unter schattigen Bäumen das Falcone-Camp gründen, aber auch die zahlreichen Mobilheime verschiedener Größen wurden belegt. Zum Platz gehörten eine üppige Pool-Landschaft, Bar und Restaurant, eine Bühne für Yoga und Rockkonzerte, ein Laden…
… und wir Falconisti! Eine Gruppe von über 40 Personen und fast ebenso vielen Motorrädern, überwiegend alte Einzylinder. Die Zweizylinder wurden u. a. auch für die Anreise auf Achse genutzt.
Unsere Anreise führte über das Saarland – immerhin gibt es dort einige Kapellen der Jahreszielfahrt – auf der Route des Crêtes über die Gipfel der Vogesen nach Belfort, ab Molsheim auf der von Volker empfohlenen Anfahrtsroute. Belfort empfing uns mit Sonnenschein, sodass wir zunächst die gewaltige Festungsanlage erkundeten, bevor wir in der Altstadt die Außengastronomie genossen.
Die Weiterfahrt verlief mit Wasserkühlung u. a. die Schluchten des Doubs entlang, übernachtet haben wir in der sehr angenehmen Kleinstadt Yenne westlich des Lac du Bourget. Dann endlich die letzte Etappe: Sonne lacht! Leider erst die letzten 100 km, vorher noch über das feucht-einsame Chartreuse-Gebirge und an Grenoble vorbei.
Bei unserer Ankunft konnten wir uns langsam auf die Landschaft einstellen, näherten uns vom flachen Rhone-Ufer den südlichen Ausläufern der Cevennen.
Auf dem Campingplatz bezogen wir unser kleines Mobilheim und trafen uns am Abend alle an der gemeinsamen Tafel auf der Terrasse zur Begrüßung, zum Abendessen und zur Einstimmung auf die nächsten Tage.
Die hatten es in sich: fünf Touren in alle Himmelsrichtungen brachten uns der Landschaft und ihren Extremen näher. Die erste Tour gleich am nächsten Tag war zum Anwärmen und Abkühlen zugleich: die Schauhöhle Chauvet2 liegt nur wenige Kilometer vom Platz entfernt. Aber wir nehmen natürlich die „Umleitung“: zunächst hoch auf die dem Platz gegenüberliegende Klippe zum Aussichtspunkt an der Kirche von Sampzon. Von dort sieht man nicht nur den Platz tief unten, sondern auch das nach Norden anschließende Hügelland, in dem auch Volker und Sigrid ihr Anwesen haben. Noch in Blickweite ist auch die Wetterscheide zwischen dem trockenen, warmen Mittelmeerklima und dem raueren der Berge.
Natürlich halten wir auf der Weiterfahrt immer wieder mal an den spektakulären Aussichtspunkten, ein besonderer ist auf jeden Fall das Felsentor Pont d’Arc, durch das heutzutage der Fluss fließt.
Dann kamen wir nach einem Bogen bis zur Rhone endlich an der Schauhöhle Chauvet2 an, mussten zunächst durch das weitläufige Gelände zum Eingang laufen. Die Originalhöhle liegt woanders, ist nicht zugänglich und wurde erst 1994 entdeckt. Umso erstaunlicher, was seitdem geschaffen wurde: eine komplette Nachbildung im Maßstab 1:1, mit allen Hohlräumen, Stalagmiten und Stalaktiten und den Malereien. Wir lernen, dass die Urmenschen vor 30.000 Jahren sich diese Höhle mit Bären und anderen Tieren teilten, aber nicht als Wohnhöhle, sondern eher als Kultstätte, die sie mit Bildern überwiegend von Tieren versahen und uns so einen Eindruck ihrer erstaunlich ausdrucksstarken Fähigkeiten und ihrer Lebenswelt ermöglichten.
Nach so viel Erlebnis kamen wir aus der Höhle wieder ans warme Sonnenlicht: dieser Temperaturschock musste erst einmal durch eine Eis-Innenkühlung kompensiert werden. So konnten wir dann auch die letzten Kilometer zu unserem Camp schaffen, uns frisch machen für den lauen Abend unter Bäumen und unserer Reisegruppe.
Am Montag lautete die Ansage „go West!“ Die ersten Kilometer verliefen harmlos gerade und eben durch lange Platanenalleen, um dann abzubiegen auf single track roads, die nur rauf-runter-zickzack kennen. Wir folgen dem Fluss La Cèze bis zum Stausee Lac de Villefort, dann zum Lac du Rachas und nähern uns der Tausendmeter-Höhenmarke. Nun wenden wir uns nach Osten und folgen ab dem Lac de Pied de Bourne dem Fluss Le Chassezac, dann wieder nach Norden über den Col de l’Echelette zur Auberge de Peyre, wo unser Mittagsmenü wartet – hoch oben in den Bergen wissen sie, wie man eine hungrige Meute ruhigstellt! Auch die Rückfahrt ist wieder flankiert von Schluchten, Steilwänden und Alleen.
Am Mittwoch gab es vor der Abfahrt T-Shirt-Appell: unerbittlich werden die zurückgeschickt, „denen ja keiner was sagt“. Die Fahrt führt nach Süden und macht einen längeren Stopp in Uzès, einer malerischen Kleinstadt auf einem Kalksteinplateau. Unsere Motorräder schaffen es auf den Schattenplatz unter Platanen, von Schäden durch Boule-Spieler ist nichts bekannt. Dafür treffen wir einige an der Eisdiele, und wir genießen eine üppige Auswahl der vielen hausgemachten Sorten. Auch der kleine Rundweg durch das Städtchen bietet angenehmen Schatten.
Nach kurzer Weiterfahrt landen wir am Musée 1900. Dort gibt es auch Motorräder, aber auch alles andere an Technik und Gegenständen des ländlichen Lebens: Säen und Ernten, Kochen und Leben. So bilden Sauerländer und Kasselaner die Besatzung des Feuerwehrautos.
und Volker sehnt sich auf dem Friseurstuhl nach einer Dauerwelle. Da hilft nur eins: wachsen lassen! Komisch aber, dass keiner auf dem Zahnarztstuhl abgelichtet wurde…
Der geplante Ruhetag am Mittwoch hatte es in sich: zunächst wurde wegen der Wetterprognose die Donnerstagstour nach Norden zur Loirequelle vorgezogen. Nach der Anfahrt über Aubenas ging es dann in die Berge, schnell war die 1.000m-Marke erreicht. Doch die Dampfhämmer mussten noch weiter ackern. Am Col du Pranlet gab es einen kurzen Halt, um die umliegenden Vulkankegel zu würdigen, oder einfach die Aussicht, die Blumen, die Reitergruppe.
Dann weiter zur kleinen Quelle der großen Loire auf über 1.400 m, unterhalb des Mont Gerbier de Jonc mit 1.551 m Höhe. Die Quelle plätschert in einem mit Steinplatten gedeckten Gebäude, daneben plätschern die Euros in die Kasse des Souvenirladens. Auf die Bedeutung der Loire weist ein Meilenstein hin, der die Mündung in den Atlantik bei St. Nazaire nach 1.020 Fluss-km nennt und dabei die berühmten Schlösser des Sonnenkönigs unterschlägt.
Wir dagegen münden auf unserer atemberaubenden Bergabfahrt zunächst im Bistro Le Géorand zum Mittagessen, wieder so eine gelungene Mischung aus bodenständig und wohlschmeckend. Mancher braucht Nachschlag, und so lernen wir beim Tischgespräch den Unterschied zwischen Gourmet und Gourmand kennen.
Auf der Rückfahrt zum Platz gibt es kleine Pausen: Rolf setzt mit dem Auspuff auf und verbiegt dabei die Halterung, bei Fritz leckt etwas… aber wir schaffen den Heimweg. Nur Jürgen Rettichs Elch wollte schon auf der Hinfahrt nicht weiter düsen, denn die Düsennadel war abgebrochen. Wer hat denn so etwas dabei? Der Josef! Also war wenigstens der nächste Tag gerettet!
Unser Abend sowieso: das Konzert der Kozmic Blue stand noch bevor auf der Bühne des Campingplatzes, die stilgerecht mit blank geputzten Falcones beider Generationen verziert wurde.
Diese Kölner Rockgruppe, die sehr blueslastigen Rock im Stil von Janis Joplin spielt, war zu Besuch bei Hartmut Taborski und seiner Frau, die – so wie Volker und Hubert – schon seit Jahren in der Region leben. Ein Konzert in Les Vans war geplant, aber der Mittwoch war noch frei – also hatte Volker die zündende Idee für den Auftritt bei uns! Und wir waren beeindruckt von der Power und Präsenz dieser beiden Musiker, die auch das Publikum mit einbezogen.
Krönender Abschluss, angezettelt von Fritz, war der Auftritt von Horst Friedrich mit dem Lied der Jubiläumsfahrt des Falcone-Clubs 2016 nach Mandello.
Der Donnerstag war Ruhetag – nur nicht für die Gewitter! Die haben sich lückenlos in die Wochenplanung eingefügt, also gab es nur die kleine Platzrunde.
Dafür stahlte der Freitag wieder, vermischt mit der Wehmut des letzten Tages unserer Abenteuer- Woche. Auf zum Mont Lozere! Das ist ein knapp 1700 m hohes, hauptsächlich aus Granit bestehendes Bergmassiv im Südosten des französischen Zentralmassivs, westlich unseres Camps. Im Winter wird dort Ski gefahren, aber im Sommer kommen Wanderer und andere Erholungssuchende.
Zunächst werden wir vor Les Vans an einer Felsformation vorbeigeführt, die einem sich küssenden Paar aus Bär und Löwe ähnelt. Die Gegend ist nicht nur reich an Steinen, sondern auch an Fantasie und Legenden. Hinter Les Vans überqueren wir wieder Le Chassezac, diesmal aber auf einer flachen Brücke, umgeben von durch jahrhundertelange Erosion geformten Felsen im Fluss. Bei Hochwasser geht hier sicher nichts!
Wir schrauben uns den Fluss entlang höher, diesmal aber erleben wir den Aufstieg in eine Almenlandschaft mit bunten Wiesen. Unsere Mittagsrast in der Auberge du Mas de la Barque liegt auf ca. 1.000 m und bietet viel Platz für eine ausgiebige Erholung vor dem Abstieg.
Wieder eine technische Pause: Josefs GTV hat das mit dem Brückenbauen missverstanden: doch nicht an der Zündkerze! Zum Ausgleich gibt es in Les Vans noch eine kleine Rast mit Kaffee, Eis und einer kleinen Runde durch den malerischen Ort.
Zum Camp ist es nun nicht mehr weit, und der letzte gemeinsame Abend erwartet uns. Die Idee des gemeinsamen Grillens wurde kurzerhand umgesetzt, allerdings hatte Volker die Vielfalt der Essenswünsche eingedampft in Burger mit frischem Gemüse. Wieder entstand ein schönes Gemeinschaftswerk durch die eifrigen Schnibbler und Grillmeister.
Und es wurde eine schöne Tischrunde mit Rückblick auf die vergangene Woche. Horst hatte bei den Teilnehmern gesammelt und überreichte Volker und Hubert Restaurantgutscheine, damit sie es sich auch ohne eigene Organisation mal gut gehen lassen!
Nach ca. 3.200 km auf Achse sind wir am folgenden Montag zu Hause angekommen. Samstag haben wir in Belfort übernachtet nach 530 km, überwiegend Autobahn, Suzuki-Jörn hat uns noch überholt; zum Schluss ab Baume noch am Doubs entlang. Am Sonntag über die Route des Crêtes war nebliger Herbst, aber in der Pfalz warmer Sonnenschein. Ein schöner Abschluss war die Übernachtung in St. Martin und die Fahrt durch das Elmsteiner Tal, den Pfälzer Wald und den Hunsrück.
Wir danken Volker und Hubert für die aufwändige Organisation und die Leidenschaft, uns an dieser spektakulären Landschaft teilhaben zu lassen. Wir haben uns aber auch in der gesamten gemischten Gruppe wohlgefühlt und danken für die Gemeinschaft und lockere Stimmung. Wir freuen uns, euch bald wiederzusehen!
Als Literaturtipp mit Einblick in die Region und Kultur, auch das Verhältnis der Einheimischen gegenüber Zugereisten, empfehlen wir die beiden Regionalkrimis von Anne Chaplet „In tiefen Schluchten“ und „Brennende Cevennen“.
Bernd (Schlusslicht mit der gelben Murmel) und Sabine.
Anmerkung der beiden Organisatoren:
Vielen Dank für die Gutscheine. Wir gehen demnächst damit mal Essen und werden und gerne an diese schöne Clubausfahrt zurückerinnern. Gerne mal wieder.