Die Mopeds von Moto Guzzi – Der Adler fliegt auch mit 50 ccm!


Wenn man den Markennamen Moto Guzzi hört, denkt man sofort an dicke V-Twins wie V7, Le Mans und California. Oder, für die Insider, klingende Namen wie Airone und Falcone, der liegende 1-Zylinder mit dem charakteristischen äußeren Schwungrad. Also, was macht der Name Moto Guzzi im Moped? Mehr als Sie erwarten würden! 

Zuerst ein Stück Geschichte

Schon während des Zweiten Weltkriegs erkennt Carlo Guzzi, dass es bald, für den Wiederaufbau Italiens, an billigem Transportmitteln mangeln wird. Der Designer Antonio Miccuci wird eingesetzt und entwickelt den Colibri, einen einfachen 2-Takt-Motor mit Tank, der als Kraftpaket auf dem Gepäckträger eines Fahrrades montiert werden soll, um (à la Solex) das Rad über eine Andruckrolle am Reifen anzutreiben. Leider schafft diese Idee es nicht, aber es ist der Vorlauf zu einer Zweitaktperiode, die für das Überleben von Moto Guzzi sehr wichtig war! Dieser Zweitakter war nämlich 1946 die Grundlage für die Guzzino 65 ccm und später für die Cardellino 65, 73 und 83 ccm. Unter dem Markennamen Moto Guzzi Hispania ist mit spanischer Lizenz auch eine Guzzino 49cc herausgebracht worden, aber das ist nur nebenbei.

Dingo 50 Supersport

Zusammen mit Parilla

Als 1963 in Italien die europäische Gesetzgebung für Mopeds in Kraft trat, hatte Moto Guzzi nur die Cardellino 83 im Lieferprogramm. Das ging also weit über die maximalen 50 ccm hinaus, die ein Moped legal haben darf. Die Konkurrenz war mächtig und Guzzi hatte in diesem Marktsegment nichts zu bieten. Die Lösung findet sich beim Wettbewerber Parilla, der Guzzi mit einer vereinfachten Version des Parillino Turismo und -Sport beliefert. Guzzi präsentiert diese beiden Mopeds unter dem Markennamen MG, wobei am Lenkkopf, neben der Rahmennummer, auch der komplette Name Moto Guzzi eingeschlagen ist. Sowohl die MG Turismo als auch die Sport sind jetzt sehr seltene Mopeds! Schönes Detail an der Sport ist, dass der Hebel der Hinterradbremse an der Kupplungsseite sitzt, dies erfordert eine gewisse Gewöhnung beim Fahren! Inzwischen hört Guzzi nicht auf, ein eigenes Moped zu entwickeln, und so wird der Dingo (Australischer Wildhund) 1963 geboren. Zunächst als Turismo, mit Pedalen und Rücktrittbremse, drei Schaltstufen und einem aus Stahlblech gepressten Rahmen. Moto Guzzi hat (notwendigerweise) viel Erfahrung mit dieser billigen Art der Blechverarbeitung, denn während des Krieges wurde sämtliches Rohrmaterial für die Kriegsführung von „IL Duce“ Benito Mussolini beansprucht.

Modulbauweise

Mit der Einführung der zweiten Version des Dingos mit Fußrasten und Bremspedal wird auch der Dingo Sport geschaffen. Es ist die gleiche Basis von Rahmen, Rädern und Motorblock, aber mit sportlichem Lenker, Tank und Sattel. Eine modulare Bauweise, die auf der gesamten Moto Guzzi Mopedlinie eingesetzt wird. Dies gilt auch für den Trotter, der ebenfalls vom Designer Antonio Miccuci entworfen wurde.

Dingo Cross – 1. Serie

Super Look

Die Produktion der Dingo Turismo-Modelle wird mit dem Dingo 3M, der seit 1970 Dingo 3V heißt, und einem Dingo MM (Mono Marcia) fortgesetzt; einer vollautomatischen Maschine mit einer Fliehkraftkupplung direkt auf der Kurbelwelle und zwei Handbremsen. Diese „Damen-Mopeds“ erhielten 1970 ein Facelifting mit einem Rohrrahmen, einem anderen Auspuff und neuen Farben. Block, Vorderradgabel und Schwinge bleiben gleich, dieser wird auch Nuovo Dingo oder neuer Dingo genannt.

1966 kam eine neue Linie von großen Männer-Mopeds mit Rohrrahmen auf den Markt. Ein erwachsenes Moped mit 4-Gang Fußschaltung, dickerem Zylinder und 16 mm Dellorto Gaswerk. Dieser Dingo Super wurde 1967 mit dem Dingo Super II, Dingo GT und Dingo Cross fortgesetzt. Alle drei basieren auf dem gleichen Rahmen und Motor, aber mit unterschiedlichen Dekorationen. Dingo Cross und GT stehen auf 17“ Rädern, Super II bekommt dagegen schöne schlanke 18“ Felgen, natürlich mit 2 x 18 Reifen von Pirelli! Die Dingo 4-V-Linie wurde 1970 mit drei neuen Modellen abgelöst: Dingo 50 Cross, 50 GranTurismo und 50 SuperSport. Modern aussehende Mopeds mit frischen Farben und einem super Look, der viele anspricht. Das verspricht eine große Zukunft für Moto Guzzi! Zusammen mit dem Dingo 3M, MM, dem Trotter Special und Mark M bleiben sie weiterhin in Produktion bis 1974.

Zwei Dingos am Comer See


Dann übernimmt die Gruppe De Tomaso Moto Guzzi und rettet sie vor einem fast sicheren Untergang, verursacht durch den Einbruch auf dem Motorradmarkt wegen des Aufstiegs des für jedermann erschwinglichen Autos. Die Produktion von Moto Guzzi Mopeds in Mandello del Lario ging zu Ende. Aber der Adler mit seinem ausgestreckten Flügeln, Symbol für Macht, Schönheit und Unabhängigkeit, wird die Marke für immer schmücken. Auch auf den Fünfzigern. Nach der Übernahme von De Tomaso werden Mopeds noch unter dem Namen Moto Guzzi verkauft, aber das sind eigentlich Benellis, und das ist eine andere Geschichte. Mehr dazu ein anderes Mal.         Alex Mercy