5. Wintertreffen „La Rosa D´Inverno“

La Rosa erzählt:

Ciao ihr Floristen und Motociclisten. Erinnert ihr euch? Ich bin es noch mal, La Rosa, eure rostige Winterrose von 2018. Damals stand ich bei euch zum ersten mal im Mittelpunkt beim 1. „La Rosa d´Inverno“ in der alten Schule in Much. Ich, eine rostige, übergroße Metallrose in einem Steinsockel, konnte euch wohlwollend beobachten, wie ihr voller Enthusiasmus eure Guzzi´s mit Rosen verziert habt und trotz widrigem Wetter auf Achse in das bergische Land eingefallen seid. Es roch zwar nicht nach Rosen, aber für euch ist der Mief von unverbrannten Abgasen einer alten 500er ja eh wie  Chanel Nr. 5 beim weiblichen Geschlecht. Durch die Abgasschwaden hindurch roch es aber auch wunderbar nach meinen entfernten Verwandten aus süßem Teig und Puderzucker: Der seltenen Gattung der Rosenküchlein, die Meister Fritz draußen in seiner heißen Pfanne durch das Altöl zog.

All das blieb dieses Jahr leider aus. Kein Rosenküchle-Meister Fritz, weil er meinte, unbedingt in der Kälte draußen schlafen zu müssen, um sich anschließend mit bayrischen Elefanten im Schnee zu wälzen. Kein Meister Burki, der einfach mal so aus Blech ne schöne Rose knetet, den es ebenfalls zu seinen Urahnen, den Yetis, zog, die auf irgendeinem verschneiten Hügel des Harzes testen mussten, bei welchen Minusgraden Bier gefriert. Nur eine einsame, mit Rosen verzierte Guzzino bewahrte so die Tradition. War es das doch gar nicht so schlechte Wetter oder nur die Vergesslichkeit der alternden Eigner? Aber was soll ich alte Rose  hier noch lang herum stacheln? Es gab ja auch Gründe dafür, von denen wir später noch hören werden. Apropos alte Rose, mein erstes Wintertreffen von 1930 möchte ich euch auch noch mal in Erinnerung rufen. Da waren die meisten von Euch noch nicht mal geplant, auch wenn sich mittlerweile schon der gefürchteten Rost auf eurer welkenden Blättern angesetzt hat. 

Viele von euch wissen ja gar nicht, dass 1930, wohl auch durch Moto Guzzi angeregt, ein erstes Wintertreffen in Mailand stattfand. Guzzi nahm die tote Jahreszeit, die es ja auch in Norditalien gibt, zum Anlass, um fleißig Werbung zu machen und es ist verbrieft, dass diejenigen, die im Werk arbeiteten und sich eine Guzzi „auf Pump“ kauften, verpflichtet waren, zum „La Rosa d´Inverno“ zu fahren. Das „La Rosa d´Inverno“, welches natürlich nicht nur für Guzzi Piloten war, wurde von Jahr zu Jahr populärer, und bis zu fünftausend Winterfahrer nahmen 1939 daran teil. Guzzi sahnte natürlich jedes mal den Preis für die höchste Teilnehmerzahl einer Marke ab. Kein Wunder bei der Verbindung von hohen Stückzahlen und Anwesenheitszwang der Käufer. So war es immer im Januar, außer durch die Unterbrechung des Krieges,  bis in fünfziger Jahre, bis dann der allgemeine Motorradboom durch wetterfeste geheizte 4-rädrige Topolinos abgelöst wurde.

Zurück zu unserem 5. Rosentreffen, welches ebenfalls als historisch in die Geschichte eingehen wird, da es ja auch gleichzeitig unsere erste Jahreshauptversammlung als eingetragener Verein war. Um die Zeit bis zur Versammlung, die gegen 17 Uhr angesetzt war, zu überbrücken, führte Migo Meyer einen Schrauberkurs  durch, der nahezu von allen interessiert besucht wurde. Ein gerade noch lebender Superalcemotor wurde auf den provisorischen OP Tisch gelegt und fachmännisch seziert. Die Tipps, die Chirurg Dr. Migo Meyer dabei verteilte, wurden von den angehenden Assistenzärzten wissbegierig aufgesogen, fast so wie das Bier am Freitag Abend zuvor.

Derweil lief innen in der guten Stube die Challenge und Premiere des „Kaselbrückner“ Brettspieles „La Fidanzata della Morte“ erst mal schleppend an. Wie langweilig, dachten die ähnlich wie schon in 1930 von Guzzi gezwungenen Falconisti. Jedoch einmal angefangen, setzte sich dann der Ehrgeiz durch, und in einem grandiosen Finale zwischen Martin Kraut auf Norton gegen Kalla Meyer auf Dondolino, ging zum Glück die Guzzi als Sieger durchs Ziel. Wir überlegen das Spiel zu optimieren und dann als Spiel des Jahres groß raus zu bringen. Mal schauen, was von der Idee, die bei Alkoholzufuhr entstand, noch über bleibt. Wer jetzt noch nicht weiß, von was ich rede, der schlage doch bitte mal unsere letzte Falcone Post in der Heftmitte auf und spielt mal ne Runde mit der Familie, statt in der kalten Garage seine Zeit mit falschen Steuerzeiten zu verbringen.

Die ausgelobte Trophäe eine Magnum-Campari-Pulle verflüchtigte sich nach der Siegerehrung in viele Gläser, Grazie Kalla!

Ach übrigens Ehrungen, dies war ein Bestandteil der Jahreshauptversammlung zu der ich übrigens keinen Zugang hatte, da Rosen keinen Mitgliedsbeitrag zahlen. Protest lege ich nächstes mal ein! Ich sah so nur durch dass Fenster neben der Toilette, dass unter Beifall der Klaus B. den Wanderpokal für seine tollen Verdienste im Club erhielt. Bravo!

Auch erhielt Michael Brückner eine schöne Rosentafel für seinen Einsatz im Club. Bravissimo!

Zum offiziellen Teil kann ich wie erwähnt nix sagen, dafür sind andere zuständig. Muss aber alles soweit geklappt haben, wie ich von denen hörte, die mal vor die Tür kamen. Erst zum leckeren Abendschmaus von unseren Wirten der Alten Schule wurde ich aus der frostigen Kälte rein gebeten. Lecker und mächtig war es mal wieder, auch dieses wurde mit einer schönen Rosentafel für die Wirte belohnt, so dass ich schon was neidisch wurde.

Tradition wird groß geschrieben, und so gibt es außer den Ehrungen auch den obligatorische Winterfilm. Wie im deutschen TV, funktionieren auch im Club die Wiederholungen sehr gut. Der Schmachtfetzen „La Rosa d´Inverno“ wurde zum zweiten mal hervorgekramt und besonders die originalen Fahrszenen ließen die Anwesendenen wie kleine Kinder gebannt auf die alte Leinwand starren. Herrlich fand ich das! Und wenn sich nicht verblühen, dann leben sie noch heute und hoffentlich auch morgen! Bis zum nächsten „La Rosa D´Inverno“ 2024. Eure rostige Winterrose!