Die Elektro Guzzino

versione Giorgio Ripamonti


Die modernen Zeiten machen auch nicht vor unserem Hobby halt. So findet hier glaube ich zum ersten mal in der Geschichte der unserer Homepage eine elektrobetriebene Moto Guzzi hier ihre Beschreibung. Nun ja, eine wirklich taufrische Guzzi ab Werk ist sie nicht, diese kleine Motoleggera 65, wie sie ja eigentlich offiziell heißt.

Zumal man ihr den kleinen, stinkenden (nach heutigen Maßstäben, ich mag allerdings den Geruch von verbranntem Öl) 2-Takt Motor entrissen hat. Die rührige Zweirad-Schmiede aus Albairate, westlich von Mailand gelegen mit ihrem rührigen und sympathischen Erfinder und Erbauer Gabriele Ranzini hat sich klassischer italienischer Leichtkrafträder (Ducati, Motom etc.) angenommen und baut sie mit viel Liebe zum Detail zu sogenannten Pedelecs um. Die Basis ist in unserem Fall eine Originale Guzzino, meist Tipo B, da die seltene und inzwischen teure Guzzino A zu schade und selten ist. Keine Angst, es werden wirklich nur Guzzini geopfert, die als Basis für eine Restaurierung oder Erhaltung nicht mehr taugen.

Eine erste Premiere fand zeitgleich mit der Eröffnung von Giovanni Trincavellis „centenario murales“ und der inoffiziellen 100 Jahre Feier statt. So hatte ich die Gelegenheit, die hübsche E-Guzzino zu begutachten und zu fahren. Fahren ist wunschdenken, man sitzt drauf und als alter verwöhnter Guzzino Treiber muss man erst mal umdenken, denn ohne zu pedalieren geht hier leider nix. Wenn aber erstmal der Schlüssel im Originaltankdeckel gedreht ist, zeigt der elektronische Fahrcomputer Fahrbereitschaft an. 5 elektrische Fahrstufen sind per Taste anwählbar und der Rolls Royce der Nabenschaltungen, eine Sturmey Archer RXL, läßt 7 Gänge für verschiedene Ansprüche und Steigungen anwählen. Dies ist mehr als ausreichend, da ein Elektromotor von Active Torque, der TSDZ22, immer genügend Leistung zur Verfügung stellt. Das Vehikel ist zügig und ohne Kraftaufwand auf die limitierten 25 km/h zu beschleunigen, Der Motor schafft wohl auch wesentlich mehr und lässt sich mit wenigen Eingriffen umstellen, aber da bewegen wir uns im nicht mehr legalen Bereich.

Wie dem auch sei, auch so macht die Guzzino Spaß und ist auf jeden Fall die Show, wenn sie vor dem roten Werkstor steht oder vor meiner Lieblingsbar Elefante Rosa und die technikbegeisterten Mandeleser verzweifelt nach dem Motor suchen.

Die Details sind liebevoll und wertig gefertigt oder bewusst von namenhaften Herstellern ausgesucht. Ein Panasonic 36 V 20 AH Akku, der für gut 90 km Reichweite taugt, befindet sich geschickt versteckt im originalen Tank. Ein harter, edler Ledersattel von Brooks Typ B66 wird von den originalen Federelementen zum bequemen Steuerplatz. Haptisch weiche Ledergriffe, ebenfalls von Brooks und liebevoll handgefertigte Holzpedale unterstreichen den Anspruch, trotz aller moderner Technologie ein Klassiker bleiben zu wollen.

Eine numerierte Kupferplakette Giorgio Ripamonti ziert den originalen Rahmen. Die Verarbeitungsqualität ist übrigens top und die Farbgebung zudem frei wählbar. Mein Freund Valerio Snider hat sich Numero 2 gesichert und gleich in Guzzi Rosso Classico bestellt.

Wer den Preis erfahren will, sollte sich bitte mit dem Erbauer Gabriele in Verbindung setzen. Auf jeden Fall ist der schöne Spaß kein billiger. Zwei originale Guzzino Tipo A oder eine restaurierte Airone müssen zum Beispiel dafür aus der heimischen Sammlung geopfert werden, wenn das Sparbuch der Oma leider die schon oben rechts abgeschnittene Ecke hat.

Allerdings wenn man die aktuellen Elektroradpreise zum Vergleich heranzieht, relativiert sich die Sache schon wieder. Auf jeden Fall was für Guzziverstrahlte und jene die sich in das hübsche Ding schockverliebt haben.

Hier der Link zur wirklich gut gemachten und informativen Seite www.rg-bicitalia.it

Jetzt heißt es nur noch treten was das Zeug hält (… wo lag das Sparbuch von der Oma nochmal?)

Trotz allem Spaß! Euer immer noch elektrofreier Mattheo