Instandsetzung eines Dondolino-Replica-Zylinderkopfs und -zylinders nach Ventilabriss – Kölner Kurs 2022

Ich bin seit 1966 Mitglied des veranstaltenden Clubs MSC Porz und von Anbeginn des Kölner Kurses dabei. Jahrelang war es meine Aufgabe, die Meute am Fahrerlagerausgang kontrolliert auf die Piste zu lassen, was nicht immer einfach war.

Vor einigen Jahren habe ich dem Vorstand gesagt, dass langsam mal die Jüngeren ran sollten, was auch gut funktioniert hat. Dabei bin ich aber immer noch dabei, wenn auch nicht vor Ort. So auch 2022 auf dem Nürburgring-Guldental/Nahe, Camping, online vom Migo mit Infos versorgt. Mattheo, Michael, Migo und noch einige von unserem Club hatten beim MSC Porz mitgeholfen. Aktiv auf der Piste war unser Wuschel, dem es galt, auch zu helfen.

Der erste Trainingslauf lief zunächst gut, dann wurde der Motor laut und lauter. Die Diagnose vom Migo war, dass das Ventilspiel viel zu groß sei und die Rockerbox auf dem Kopf herumwackelte. Die Box wurde festgezogen, alles eingestellt, und im zweiten Lauf lief alles prächtig. Dann kam der erste Wertungslauf, es lief gut, nach einem Knall ging aber nichts mehr. Die Diagnose lautete: Ventil abgerissen, aus und Ende, einpacken.
All das hatten wir in der WhatsApp-Gruppe mitbekommen. Mein Ehrgeiz wurde geweckt. Ich habe schon seit ich in den Fahrerlagern rumwerkele, immer nach den Rennen nicht bei den Siegern, sondern bei den Ausgeschiedenen geguckt. Ich wollte wissen, warum, weshalb, wieso, also Ursachenforschung. Von unserem Campingplatz zum Wuschel nach Hause waren es nur ca. 35 km, also hin. Oh je, viel Schrott hat er nach Hause gebracht. Meine Frage, ob er jemanden in der Nähe hat, der es richtet, wurde mit „Jein“ beantwortet. Mein Angebot: Wenn er Zeit hat, mache ich es. Da für ihn die Dondolino-Saison eh vorbei war, habe ich die Brocken mitgenommen.
Also ran! Für die Rockerbox habe ich erst mal die Anzugsfläche auf dem Zylinderkopf geplant, die Gewindebuchsen geprüft und etwas zurückgesetzt – das ist wichtig! Dann habe ich die Gegenfläche unter der Rockerbox geplant, von oben die Flächen für die Anzugsmuttern geplant und dann drei Zuganker, hochfest und dazu Flansch- oder Bundmuttern, besorgt. Da wird sich bestimmt nichts mehr lösen.

Als nächstes habe ich die zerschlagenen Ventilsitzringe rausoperiert, den Brennraum geglättet, die Sitzringbohrungen neu ausgespindelt, neue Sitzringe thermisch eingezogen und Konturen gefräst.

Ventilrohlinge wurden beschafft, auf die richtige Länge angepasst, Keilaufnahmen eingedreht und neue Keile angefertigt, da die Originalen aufgrund der dünneren Ventilschäfte nicht passten. Die Ursache für den Ventilabriss war vermutlich eine Kombination aus altem Material, falschem Material der Ventilführungen und einer lose sitzenden Auslassführung, die dazu führte, dass der heiße Ventilschaft (ca. 600-800 Grad) die Wärme nicht an den Kopf abgeben konnte und sich festgefressen hat.
Die Grundbohrungen der Führungen wurden aufgearbeitet, neue Führungen angefertigt und thermisch eingepasst. Anschließend wurden die Fläche für den Zylinderkopfdichtring und die Flächen für die Kopfmutter geplant und gute Flanschmuttern besorgt.
Wuschel hatte bereits einen Ersatzkolben und einen frisch gebohrten Zylinder besorgt, den ich zunächst auf Winkeligkeit geprüft und dann für den Rennbetrieb etwas nachgehont habe. Da die schmale Dichtfläche an der Zylinderbuchse auf der Auslassseite etwas eingefallen/geschrumpft war, wurde auch diese geplant.
Inzwischen hatte Migo den Rumpfmotor zerlegt, da die Kurbelwelle ebenfalls nicht in Ordnung war und alle Lager erneuert werden mussten. Eine neue, nachgefertigte Welle aus Italien wurde dann zusammen mit dem vorhandenen Kolben nach meinen Erfahrungswerten statisch ausgewuchtet.
Die gesamte Aktion war letztendlich ziemlich komplex und hat etwas gedauert, aber ich denke, dass sich die Arbeit gelohnt hat und Wuschel ein paar Pokale gewinnen wird, die wir dann ordentlich einweihen werden!

Wolfgang Kamradt