Ein Motorradleben – fast ausschließlich mit Moto Guzzi

Alles fing wohl damit an, ohne das ich auch nur einen Schimmer davon gehabt hätte, Mitte der fünfziger Jahre, als mein Vater meine Mutter kennenlernte. Damals war er schon mit einem Italienischen Lizenzbau unterwegs. 

NSU Lambretta. Es gibt ein schönes Foto, meine Mutter mit mir schwanger, sitzend auf der Lambretta, mit dunkler Sonnenbrille und modisch gekleidet. Hätte auch in Italien aufgenommen werden können.

Weiter als kleiner Junge vorne auf dem Trittbrett eines Heinkel Rollers. Mein Onkel fuhr und die Tante hinten drauf. Schöne kleine Touren durch die Eifel. War wahrscheinlich nie besonders weit, für mich aber eine große Tour. 

Mit 13 auf ausrangierten Mopeds aus der Nachbarschaft über Wald und Wiesen. Hat damals niemanden interessiert. Mit 15 wurden die Touren schon weiter auf einer Puch Maxi und NSU Quickly. Dann endlich alles legalisiert mit grauer Pappe und einer zusammengebastelten Kreidler Florett 3 Gang, Gebläse gekühlt und natürlich schneller gemacht. RS Auspuff, anderer Vergaser etc. Lief zuverlässige 70 Km/h. Jetzt stand die Welt offen. An die Mosel, zum Nürburgring zu den Rennen, zur IFMA nach Köln und auch im Winter aufs Elefantentreffen. Naja, Elefantentreiber war ich ja nicht mit der Kreidler aber für Erinnerungsfotos gab es ja genug Auswahl. Nach einer kurzen Abstinenz mit gelegentlichem Ausleihen einer Maschine, war dann der erste Sparvertrag fällig. Ich hatte mich zum Kauf einer XT 500 entschlossen. Nagelneu, konnten jetzt die ganz großen Touren starten. Frankreich war damals mein bevorzugtes Ziel, mehrmals an den Atlantik, Freunde besuchen. Wunderbar! Der Weg war das Ziel, immer auf kleinen Landstraßen unterwegs. 

1980 lernte ich Doris kennen und wir planten mit Freunden nach Griechenland zu fahren.  Von Düsseldorf aus nach Ancona, da auf die Fähre nach Patras und weiter um den Pelepones. Zwei Personen, Zelt, Schlafsäcke und Gepäck alles auf der XT. Es war die Testfahrt für Doris. Sie hat bestanden! Ach ja, die XT ist auch noch da. Warum ich das alles erzähle, es geht doch um Moto Guzzi?

Auf der Rückfahrt von Griechenland lernten wir im Hafen von Ancona einen Guzzi Fahrer kennen, der mit einer veranzten T3 Cali unterwegs war. Beim Kaffee erzählte ich, dass ich für die nächste Saison plane mir eine größere Maschine zu kaufen. Zur Wahl stünden eine Harley oder eine Guzzi.

„Wenn Du willst kannste mal ne Runde auf meiner Guzzi drehen aber der erste Gang klemmt“, war die Antwort. Das Angebot habe ich sofort angenommen und trotz fehlendem 1. Gang lief der Motor wunderbar weich und ich fühlte mich sofort „zu Hause“ auf dem Mopett. Also noch ein bisschen sparen und im nächsten Frühjahr war die Guzzi da.  Eine 1000 G5.

Von da an war es bedeutend bequemer zu Reisen. Es folgten weitere Reisen nach Frankreich und natürlich schöne Tagestouren in der Region. Im Herbst 1981 wurde dann die Guzzi als letztes Teil auf den Möbel LKW geladen und wir zogen gen Süden. Genauer gesagt in die Nähe von Bad Tölz. Mein Arbeitgeber suchte für den Großraum München einen Mitarbeiter und für uns war das eine der besten Entscheidungen überhaupt. Von hier aus war man überall schnell auf den schönsten Motorradstrecken.

Die Familie wurde größer und es stand die Entscheidung an, Guzzi mit Seitenwagen umbauen oder kleines Gespann kaufen. Die Entscheidung fiel auf ein MZ Gespann und die G5 durfte Solo bleiben.

Irgendwann kam ich von meiner Abendrunde zurück und war Feuer und Flamme. Am Kesselberg hatte ich eine rote Guzzi Falcone gesehen und gehört. Der Klang, die offene Schwungscheibe und diese Optik. Ich war wieder mal hin und weg. So was mußte irgendwann mal her. Es vergingen noch ein paar Jahre, aber dann hatte ich über einen Bekannten eine Adresse in Italien, wo es alte Guzzis zu kaufen gab. An einem verlängerten Wochenende sind wir dann in die Nähe von Modena gefahren und waren überwältigt ob des Angebotes. Hier standen in mehreren Reihen, hinter und nebeneinander, von Lodola über Super Alce, Falcone, Airone und Nuovos, alles rum.

In den Mitsubishi L300 haben wir dann tatsächlich 3 Motorräder reinbekommen. Zurück über Mandello, um dort noch ein paar Ersatzteile zu kaufen, waren die Guzzis schnell wieder fahrbereit und ich bin die ersten Runden gefahren. Bei einigen Freunden vorbei, die gleich auch so was haben wollten. Also wieder leer nach Italien und voll zurück. So entstand MOTO FALCONE. Insgesamt habe ich wohl ca. 170 alte Guzzis nach Deutschland importiert. Der Teileversand entstand ganz automatisch daraus. Marktbesuche, Teile verschicken usw… Nebenbei der Umzug nach Ohlstadt, wir brauchten Platz, Hausumbau und mein regulärer Job. Wie das alles damals ging kann ich heute nicht mehr nachvollziehen. Trotz allem war das eine tolle Zeit, der Urlaub mit den Kindern, war auch immer mit dem Besorgen von Teilen in Italien verbunden.

Jetzt mit viel Zeit, kann ich mich meiner kleinen Sammlung widmen und mit Ruhe an meinen alten Schätzchen schrauben. Gefahren werden alle, immer mit roter Nummer, aber das sind dann andere Geschichten.         Peter Mayer