Glück Auf! Herbsttreffen unter dem Regenbogen

Alpenrod, Westerwald. Es ist der 30.09.2022. Zeit:16:45, 17 Grad, Sonne und leichter Wind. Die Frisur sitzt! So oder so ähnlich fing in den 80er Jahren die Werbung vom 3-Wetter-Taft an. Werbung verspricht immer mehr, als sie halten kann und da ich ja auch kein 3-Wetter-Taft benutze (gibt’s das überhaupt noch?), sitzt sie auch nicht, die spärliche Frisur, als ich zufrieden nach einem herrlichen Ritt auf kleinsten Straßen, den Helm vom Kopf ziehe und in der Abendsonne das schönste der drei Wetter von Taft genieße. Das sollte noch anders kommen, später mehr dazu.

Die VA-Krümmer der Cali II knistern flüsternd vor sich hin, als wollten sie meiner Falcone ein buonaserata wünschen, die nach dem „Giorno di Falcone“ noch in Mandello verweilt.

Viel ist ja noch nicht los, denke ich und begrüße neidvoll die üblichen Verdächtigen, die immer schon da sind, wenn man ankommt. Ich glaube langsam, dass es eine neue Falcone Generation gibt, die des verrenteten „Falconeclubbers“. Meinen Frust, noch kein Clubber sein zu können, befriedige ich mit selbst-gemachter Himbeertorte von der herzlichen Aida. Die hatte ich schon die ganze Fahrt vor Augen, also die Torte, meine ich. Die Genusszeit der Torte reicht aus, um die Hütte, also unsere Alpenroder, voll zu machen. Ebenso voll, wie schon bald unsere Bäuche, mit riesigen Portionen Bolognese, die unser Burki, der geheime Präsi vom Herbstreff, für uns alle orderte. Für mich war das nicht schaffbar, da die Torte noch nicht den Weg frei gemacht hatte. „Prezzomolo“, alias Peterle hingegen, der sich für das Jägerschnitzel als Vorspeise entschied, hatte damit keine Probleme. Ein Vorteil, wenn man aus dem Land der Saumägen kommt. Um die Lücken zwischen den Nudeln zu schließen, wird reichlich „Hachen Burger“ gereicht. Dies ist zum Glück kein amerikanisches Fleischbrötchen, sondern das lokale Bier aus dem nahen Hachenburg.

Mir schmeckt’s und der Mannschaft ebenso. Die Striche auf unseren Bierdeckeln wachsen parallel zu den notwendigen Gängen der eigens für uns bestellten Toiletten/Duschwagen. Das hat unser rühriger Alpenwirt Klaus Jöckel, übrigens auch Club Mitglied, organisiert. Danke dafür und überhaupt für so viel Gastfreundschaft!

So nach drei Uhr war nach meiner lückenhaften Erinnerung der letzte Gang zum Toilettenwagen fällig und der letzte Ramazotti vor der Hüttentür leitete die nötige Bettruhe ein, während unser tolles Servicepersonal drinnen schon für’s Frühstück eindeckten, welches wirklich Sterne Qualität hatte. Gar keine Sterne bekommt am Morgen das Wetter. Es ist jetzt nicht mehr so Taft wie am Anfang und die schlechteste Form der 3 Wetter lässt uns beim Frühstück etwas länger verweilen.

Für die Ausfahrt am Mittag, muss nun doch nach etlichen Jahren die alte Gummipelle wieder mal ran und ich muss irgendwie da rein. Aber wie? Ich schiebe es auf die zu dicke Goretex-Jacke und meine Anzieh-Helfer bestätigen mir das auch, hämisch grinsend.

Geschafft, aber die Cali hält sich solidarisch an die Club Statuten und spielt Einzylinder. Bis die feuchte Zündspule als Ursache enttarnt war, hörte ich nur noch die Gruppe im Regendunst verschwinden. Im Guzzi-Sammeltaxi von Alex für Regenscheue machte ich es mir dann gemütlich und kam so trocken zur Grubenschau nach Steinebach. Wir tauschten Leder und Belstaffs gegen Nerze aus Friesland und bei der Verteilung der Bauhelme fiel mir ein Witz ein.

Treffen sich 2 Rosinen. Fragt die eine Rosine die Andere: „ warum hast du denn einen Helm an?“ „Ich muss noch in den Stollen!“

Genauso wie wir, nur dass wir keine Rosinen herauspicken müssen. Der Falcone-Club mal ganz Unten! Tolles Erlebnis für uns alle und auch die Helme machten Sinn, dotzten wir doch ständig gegen die niedrige Stollendecke, der seit 1932 stillgelegten Grube Bindweide. Nur einer kam sauber durch: Wolfgang K. aus W..

In der engen Grubenbahn kamen sich unsere Mitglieder nah wie nie zuvor. Der Kommentar unseres kompetenten Grubenführers: „Normal gehen hier viel mehr Personen rein…“

Waren doch zu viel Spaghetti oder die Falcone Sitze machen auf Dauer breite Ärsche. Sollten wir mal in einer Langzeitstudie behandeln. Wieder draußen angelangt, grub sich die Sonne einen kleinen Stollen in den trostlosen Himmel und das Licht am Ende des Tunnels formte daraus einen Regenbogen über die feuchtglitzernde Straße, durch die unsere Grubenfahrer sicher zurück zur Alpenroder Hütte fanden.

.