Winter-Wonder-Land in Alpenrod

Ciao Falconisti. Viele von euch erinnern sich gerne noch an unseres Herbsttreffen 2021 bei Jöckel in der Alpenroder Hütte. So auch ich, als ich unserem eisenharten Winterfahrer und Hobby-Jeti Burkhard am Sorgentelefon meine Problemchen über die Einstellung meines California 2 Gespann vorheulte.

„Komm doch nächste Woche zum Gespannfahrer Treffen bei Jöckel. Da schauen wir uns dass mal an.“ hieß es nur. Und positiv gelaunt nachgeschoben:

“Vielleicht wird es ja winterlich weiß!“

Ich hoffe mal nicht, dachte ich noch beim auflegen. Die letzte Wintertour im Schnee mit meiner Nuovo Falcone und Velorex ist sicher schon 20 Jahre her. Damals ging es zum Elefantentreffen, ein tolles Erlebnis! Aber wie alles, verklärt sich so was mit der Zeit. Glaube, ich hab nur gefroren und bin fürchterlich durch die Gegend gerutscht.

Egal! Schnee von gestern! Auf ein Neues!

Wo verdammt noch mal sind bloß die alten gefütterten Fäustlinge? Aha, hier im Karton der Weihnachtsdekoration für den Nikolaus. Und die Stockflecken auf der Rukka Winterkombi haben das Material anscheinend schrumpfen lassen.

Überraschung am nächsten Morgen


Trocken von oben und nicht zu kalt für einen Warmduscher wie mich, ließ mich bei der Hinfahrt aufatmen. Nur ausatmen war kaum drin, jedes Mal meldete sich mit einem erlösenden Pling der Druckknopf der Rukka-Hose. Auf den letzten Metern vor Alpenrod merkte ich: Ich bin hier im Westerwald und nicht in der „nördlichsten Stadt Italiens“, wie es für Köln so schön heißt.

Etwas Schnee bedeckte die Wiese, auf der sich schon so einige Urmenschen aus dem Pleistozän mit ihren Zelten häuslich eingerichtet haben. Vom Seitenwagen-Grill mit integriertem Sonnenschirm, bis zum Vorgartenzwerg mit Jägerzaun, war alles dabei. Freudige Begrüßung und ein „Hachenburger aus der Ploppflasche“ belohnte meinen Mut hierhin zu fahren. Ich fühlte mich schon wie der Bezwinger der Behringstrasse, als die Wintermenschen den polierten Chrom meiner Cali 2 und das filigrane, kaum noch sichtbare Sommerprofil meiner Sommerreifen betrachteten. „Zum ersten Mal Winter?“ War die kurze Frage von einem zottelig behaartem Eismensch mit Gummiklogs und Kutte. „Mutig mit den Reifen“, war die Feststellung des Kollegen mit den zwei Bier daneben im T-Shirt.

Ich nickte und zuckte die Schultern, was aber keiner sah, da ich noch wie ein Michelin-Männchen eingepackt war. Aber dann war ich doch froh über meine 4-lagige Winterhaut, denn es fing an zu schneien. Burkhard und die eingefleischte Horde der dreirädigen Wintermänner fingen an ihre Schneetänze aufzuführen. Auch ich fand das schön, dachte aber sofort auch mit Schrecken an die Rückfahrt. Die Stimmung stieg mit jeder Schneeflocke, die sich auf unsere Zelte und Gespanne legte. Das so ersehnte kalte Weiß musste gefeiert und mit kühlem Hellem begossen werden. Jetzt war auch ich im Element und konnte gut mithalten. Das Training im Falcone Club über die Jahre zahlte sich aus und ist zum Glück saisonunabhängig! Persönlicher Favorit war aber der Glühwein, der seinem Namen mal so richtig gerecht wurde, weil er in der Glut des wärmenden Feuers auf Temperatur gebracht wurde. Die Röst-Aromen aus der verrußten Alukanne erzählen dir dann alte Geschichten von ungezähmten Elefanten und ungezählten Wintertreffen.

Gute Stimmung war garantiert


So ging die Nacht vorbei und jetzt kommt mit 61 Jahren mein Mattheo-Outing1 Ja, Ich bin schw…. schwach. Ja, ich habe nicht im Zelt geschlafen!

Der Bauwagen von Jöckel ersparte mir chaotischen Zeltaufbau und kalte Füße. Die zwei bis zum erbrechen sägenden Mitbewohner der trockenen Behausung nahm ich gerne dafür in Kauf. Sie stammten wohl auch eher aus dem Holozän, also wie ich, aus der Neuzeit. Der nächste Morgen zeigte das erfolgreiche Ergebnis der Schneetänze. Wunderbare weiße Landschaft und wundersame unter weißer Watte verschwundene Motorräder. Zur Winterausrüstung gehört wohl auch ein Handfeger, den ich mir leihen musste, um an den Vergaser zu kommen, der Tags zuvor überlief.

Hoffentlich springt die Guzzi morgen Früh an.


Das hatte ich vergessen euch zu erzählen und auch zu erledigen. Außer dem Besen, fehlte mir auch passendes Werkzeug, was mir aber schnell gereicht wurde. Die Geschichten beim Frühstück mit den eingefroren Zügen fanden jetzt in der Realität statt. Bei mir ging nämlich nix mehr. Ach so: Silikon vorher hilft und auch den Choke über Nacht schon aufzuziehen, ist eine Idee. Alles Tipps, die für mich zu spät kommen. Auch der Umbau auf einen „Valeo“ Anlasser gehört dazu, als die Batterie den originalen Bosch nur zu einem müden „würg-würg-würg“ bewegen konnte. Ein Akkustarthilfepack wäre jetzt sicher gut und hilfreich! Selbiges wurde auch prompt von den gut organisierten Winterfahrern organisiert und ich hatte Full Service, den ich mir aber durch viele gute Ratschläge und mit noch mehr Demut erkaufen musste. Nach einer Stunde war der „Rookie“ Mattheo nun startbereit. Obwohl für die Jungs der Freitag nur das Vorspiel zu einem coolen Wochenende war, für mich war es erst mal genug. Die Heimfahrt verlief sicher hinter einem Streuwagen. Die Guzzi und ich sahen danach aus, wie ein Karpfen, den man vor dem Braten in Salz und Mehl gewendet hat. In berechtigter Panik vor Wertverlust und Verfall, habe noch im Dunklen das Motorrad gewaschen und polierte es am nächsten morgen zu altem Glanz. Ich werde wohl nie ein wahrer Winter-Wonderland-Fahrer. Euer Mattheo live aus der warmen Stube.