Wie ich zu Moto Guzzi kam

Ich sitze beim Frühstück, aus dem Radio dröhnt Suzi Quatro mit „Can the Can“ und mein Blick fällt auf die Kaffeetasse mit dem Aufdruck einer Airone und dem Guzzi Logo. Meine Gedanken schweifen ab, wie bin ich eigentlich Guzzi Fan geworden?

Na ja, ich wohne auf einem Dorf mit 350 Einwohnern und wenn du da mobil werden willst, geht es den normalen Weg. Mit 16 Jahren machst du deinen „Klasse Vierer“ und kaufst ein Moped. In meinem Fall eine Kreidler RS. Die Bastelwut eines pubertierenden 16 Jährigen ist unschwer am Lenkeraufbau zu erkennen.

Nach zwei Jahren mit der „Zwiebacksäge“ sollte es ein richtiges Motorrad werden und so kam eine XS 650 ins Haus. Na ja: Für das erste schon mal eine Richtung. Zwei Zylinder und ordentlich Drehmoment.

Ich war der „King of the Road.“ Der schönste der schnellste und nahezu unsterblich. Nach einem Jahr hat ein LKW beim Rückwärts fahren meine XS übersehen und übrig blieb ein verbogener Eisenhaufen.

Es folgten verschiedene Irrwege: Honda XL 500S, Honda CB 400 N, um dann langsam wieder in die Spur zu kommen, mit einer SR500. Das ist keine Rakete, aber wieder etwas mit Charakter. Ein Umbau lies nicht lange auf sich warten. Es wurde ein Cafe Racer im Stiel einer BSA Goldstar. Mit diesem Motorrad habe ich viele Touren gemacht und es eigentlich auch geliebt. Auf dem Weg zu Arbeit hat mich ein Autofahrer dann abrupt von der Straße geholt. Für mich ein Jahr Krankenhaus und die SR hatte nur noch Schrottwert.

Nach dem Krankenhausaufenthalt bin ich mit einem Kollegen zum Guzzihändler nach Hagen gefahren, um für sein Moped Ersatzteile zu kaufen. Und da stand sie, das Objekt meiner Begierde:  eine LM 3. Ich habe gar nicht erst überlegt und bin aus dem Laden gegangen, als Besitzer einer Moto Guzzi.

Da ich später fast nur noch mit dem Gespann unterwegs war und die Le Mans kaum noch bewegt wurde, habe ich sie nach zwei Jahren, die sie gemeinsam mit der Mille GT in der Garage stand, verkauft. Ja, ich bereue es heute noch. Dann kamen Kinder und Hausbau. Die erste Überlegung war einen großen Beiwagen an die Guzzi zu schrauben. Es konnte keine befriedigende Lösung gefunden werden, und so wurde die Guzzi in Zahlung gegeben und ein Beringer Gespann angeschafft. Genügend Platz für einen Kindersitz und ausreichende Leistungen waren garantiert.

100.000 Km Später: Das Motorrad ist gut und zuverlässig, aber der Italienische Charakter fehlt. So spült mir der Zufall eine Moto Morini 350 Sport ins Haus. Die Lebensgeister erwachten wieder und so wurde mal wieder geschraubt und die Morini nach meinen Vorstellungen umgebaut.

Das ist schon ein nettes Motorrad und bleibt auch in meinem Besitz, aber eine Guzzi ist das auch immer noch nicht. So war es nur eine Frage der Zeit, wann es wieder eine Guzzi in meine Garage verschlägt. Und es wendet sich alles zum Guten, als ich eine Guzzi T3 von Clubkamerad Horst erwerben konnte. Die T3 ist ein absolut zuverlässiger Begleiter. Die Ersatzteile sind ohne Probleme zu bekommen und diese auch noch zu moderaten Preisen zu erwerben. Die Reparatur und Montage sind an diesem Motor, dank der genialen Konstruktion, eigentlich von jedem, der handwerkliches Geschick mitbringt, leicht selber durchzuführen. Ikea für Fortgeschrittenen sozusagen.

Da die Kinder nun aus dem Haus sind und wieder Zeit für längere Reisen ohne Kinder vorhanden war, reifte der Wunsch nach einem Reisemotorrad. Da die Welt schon ausreichend mit BMW GS versorgt ist, fiel die Entscheidung zu Gunsten einer Moto Guzzi Stelvio. Die hat inzwischen auch über 70.000 Km auf der Uhr und ist als Reisemotorrad absolute Spitzenklasse. Als 2010`er Modell, wurden nur die Stößel auf Rollenstößel umgebaut, wobei Guzzi die Materialkosten übernommen hat.

Wenn einen das Guzzi Fieber aber erst mal so richtig gepackt hat, kommt man davon nicht mehr los.

Da ich mittlerweile auch Mitglied im Falcone-Club war, musste unbedingt auch noch eine Einzylinder Guzzi ins Haus. Die konnte ich dann von einem Clubkameraden, dem Volker, erwerben. So kam in noch in den Besitz einer Airone Sport. Das macht schon einen unvergleichlichen Spaß, mit diesen alten Motorrädern zu fahren. Außerdem ist der Falcone-Club ein toller Haufen verrückter Guzzi Freaks.

Jetzt hat der Bazillus erst richtig zugeschlagen.

Da ein Freund seine Guzzino bei mir seit Jahren zwischen geparkt hat und es unglaublich Spaß macht, mit dem Teil mal eben um die Ecke zu knattern, war ich auf der Suche nach einer eigenen Guzzino. So habe ich mich auf den Weg zum Teilemarkt in Reggio Emilia gemacht und nach einer solchen umgesehen. Wie der Teufel es will, stolperte ich 100 Meter nach dem Eingang über einen Galletto Roller. Der war komplett fertig und zudem ein sehr preisgünstiges Angebot. Es wurde nicht lange überlegt und das Galletto ist meins. Dank der Clubkameraden, die auch vor Ort waren, war der Transport nach Hause kein Problem.

Das ist der aktuelle Stand. Leute, ich sage es euch, der Guzzi Bazillus ist hoch infektiös.

Ich bin noch auf eine Falcone scharf. „Ist in Arbeit“. Guzzino ??? Die Kriegskasse muss erst aufgefüllt werden.

Viel Spaß an eurem Hobby.

Jürgen